RATGEBER
Aspirin
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- Als Bayer im Jahre 1899 beim kaiserlichen Patentamt in Berlin sein Schmerzmittel "Aspirin" eintragen ließ, war es schon eine kleine Sensation, denn damit lag das
erste vollsynthetische Schmerzmittel vor.
- Obwohl bis in die neuere Zeit viele neue synthetische Schmerzmittel auf den Markt kamen, kann man in heutiger Zeit klar sagen, daß kein Schmerzmittel so
wenige Nebenwirkungen hat, wie Präparate, die ausschließlich Acetylsalicylsäure enthalten.
Während Acetylsalicylsäure (kurz ASS) lediglich die Blutungsneigung im Magen-Darm-Bereich etwas erhöht (wegen der Blutverdünnung), was aber fast nur für
Magenkranke gefährlich sein kann und bei Kindern in ganz seltenen Fällen zum sogen. Reye-Syndrom führen kann, haben Alternativmedikamente wie Phenacetin
oder Paracetamol (oder andere Inhaltsstoffe, siehe div. Beipackzettel) eine ganze Galerie von gefährlichsten Kurz- und Langzeitschädigungen zur möglichen Folge
(z.B. Nierenversagen bei häufigerem und längerem Gebrauch), so dass bei leichteren Schmerzzuständen eigentlich guten Gewissens (außer bei Kindern und
Magenkranken) nur Ein-Stoff-Präparate (Mono-Präparate) empfohlen werden können, die ausschließlich ASS enthalten (ASS-ratiopharm, Godamed, Aspirin,
Boxazin-S - um nur einige zu nennen).
- Neben diesen Vernunftgründen sprechen für ASS auch folgende Befunde, die für eine moderne Therapie und Prophylaxe wichtig sind:
- Täglich 100mg ASS beugen (bei gefährdeten Personen !) einem Herzinfarkt sicher vor; schon bei 50-70mg ASS Tagesdosis verklumpen die Blutplättchen
spürbar weniger. Aspirin wirkt also sicher "blutverdünnend", medizinisch ausgedrückt bedeutet das, dass die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabgesetzt wird
und somit die Gefahr der Thrombose (das ist die Gerinnung des Blutes innerhalb der Ader mit der Folge einer Embolie oder eines Herzinfarktes) minimiert wird.
Wir müssen uns bewusst sein, dass mit höherem Alter (ab 55 Jahre) das Blut nicht mehr so dünnflüssig ist wie in der Jugend, es wird dickflüssiger, neigt zur
Verklumpung und Gerinnung in den Adern. Erschwerend kommt noch hinzu, dass auch die Adern nicht mehr so glattwandig wie früher sind und damit den
gleichmässigen Blutfluss stören können durch Wirbelbildung, was noch zusätzlich zur Thrombosegefahr beiträgt. Mit Sicherheit ist also eine Verminderung der
Gerinnungsneigung sinnvoll, auch wenn Beschwerden oder Erkrankungen nicht vorliegen. Es gibt noch weitere Therapien zur Blutverdünnung, z.B.
Heparin-Spritzen oder die Marcumar- Therapie, diese sind aber komplizierter und werden erst dann angewandt, wenn die Aspirinbehandlung nicht ausreichend
erscheint.
- ASS stabilisiert das Immunsystem und wirkt damit sogar - rechtzeitig eingenommen - Grippeerkrankungen entgegen. Diese Wirkung wird dadurch erzielt, daß
zwei Botensubstanzen des Immunsystems, Interleukin-2 und Gamma-Interferon, ausgeschüttet werden, sobald ASS eingenommen wurde.
- Aspirin zur Schmerztherapie muss eingenommen werden in einer Dosierung von etwa 300 mg bis zu 3 mal täglich. Dabei erfolgt aber noch keine Blutverdünnung,
weil die Therapiedauer zu kurz ist. Erst bei regelmässiger täglicher Einnahme erfolgt nach einer Therapiedauer von etwa 2 Wochen die gewünschte
Blutverdünnung.
- Aspirin zur Blutverdünnung wird eingenommen in einer Dosierung von 100 mg täglich und regelmässig. Bei dieser geringen Dosis ist natürlich eine Therapie gegen
Schmerzen nicht möglich. Bei Patienten mit Neigung zu Thrombose oder Herzinfarkt kann die Dosis sicherheitshalber auf 300 mg pro Tag erhöht werden,
dagegen können bei der reinen Prophylaxe besonders bei Jüngeren auch mal 50 mg pro Tag ausreichend sein.
- Aspirin zur Grippe-Therapie sollte eingenommen werden etwa 3 mal am Tag je 100 mg.
- Nebenwirkungen: Häufig Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Sodbrennen. Deswegen zusätzlich zum Aspirin keinen Kaffee trinken, auch nicht zeitversetzt, also
ganz weglassen. Schwarzer Tee ist erlaubt. Einnahme immer nach dem Essen.
Kleine Hautwunden (Rasieren, Verletzungen) bluten deutlich länger, darin sieht man die gewünschte therapeutische Wirkung. Auch Nasenblutung kann verstärkt
auftreten. .
- Wichtig: 7 Tage vor einer geplanten Operation oder Zahnextaktion muss ASS (Aspirin u.s.w.) abgesetzt werden!
Dr. med. A. Sommerbrodt
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